Logopädie bei Kindern


Sprechen und Sprache


  • Sprachentwicklungsstörungen: Kinder haben Probleme beim Erlernen der Sprache (Wortschatz, Grammatik, Sprachverständnis) und/oder des Sprechens, d.h. der Aussprache von Lauten.
     
  • Sprach- und Sprechstörungen mit neurologischer Behinderung: mögliche Ursachen können sein Autismus-Spektrum-Störung, Hör- Seheinschränkung, infantile Cerebralparese, neurologische Erkrankungen: z.B.: Landau-Kleffner-Syndrom, Epilepsie, Syndrome durch Genveränderungen wie z.B.: Down-Syndrom, Fragiles X-Syndrom, Rett-Syndrom , geistige Behinderung (Intelligenzquotient unter 70)
  • Lese-Rechtschreib-Störung: Es handelt sich um einen gestörten Erwerb des Lesens, Schreibens und Rechnens bei Kindern. Dies ist nicht die Folge eines Mangels an Gelegenheit zu lernen, keine Folge einer Intelligenzminderung oder irgendeiner erworbenen Hirnschädigung. Folgende Symptome können auftreten: auffallend viele Fehler beim Schreiben (auch Lautfehler, Buchstabenverwechslungen, -auslassungen, …), langsames und/oder ungenaues Lesen, Beeinträchtigungen im Lese-Sinnverständnis
  • kindliche Sprechapraxie: Hierbei handelt es sich um eine neurologische Aussprachestörung, d.h. die Bildung einzelner Bewegungen der Zunge, der Lippen etc. ist betroffen. Daher ist auch die Aneinanderreihung dieser Bewegungen, die wir für die Bildung von Worten brauchen, beeinträchtigt. Es kann zur falschen oder fehlenden Bildung einzelner Laute kommen. Das Kind weist häufig Suchbewegungen auf.
     
  • Rhinolalie / Rhinophonie: Beim Sprechen kommt es dabei zu einer vermehrten oder verminderten Beteiligung der nasalen Resonanzräume („näseln“). Es kommt zu einem veränderten Stimmklang, Problemen bei der Artikulation von bestimmten Lauten und teilweise zu nasalen Reibegeräuschen beim Sprechen. Ursachen dafür sind eine Beeinträchtigung der Funktion des Gaumensegels durch Fehlbildungen (Lippen-KieferGaumen-Spalten), Lähmungen, Verletzungen, Tumoren oder aber manchmal auch durch Schonhaltung nach einer Mandel-Operation.
     
  • Störungen des Redeflusses (Stottern/Poltern): Stottern zeigt sich in folgenden Merkmalen: Wiederholung von Lauten, Silben und einsilbigen Wörtern,  Lautdehnungen, hörbare oder stumme Blockierungen vor oder in einem Wort. Auch beim Poltern kommt es zu Unterbrechungen des Redeflusses durch Auslassungen, Ersetzungen oder Verschmelzungen von Lauten bzw. Silben und Lautveränderungen.
 

Mundfunktionen


  • Störungen der Nahrungsaufnahme/Fütterstörungen: umfassen organische oder funktionelle Beeinträchtigung der Strukturen im Mund-, Rachenraum, die für den Schluckvorgang verantwortlich sind. Jene Störung kann unmittelbar nach der Geburt vorhanden sein, sich aber auch langsam entwickeln und in jeder Altersstufe auftreten. Häufig sind Frühgeborene, die z.B. nicht kraftvoll saugen können, betroffen. Bei älteren Kindern handelt es sich oftmals um Kinder mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung.
     
  • Myofunktionelle Störung: Weichen Bewegungsabläufe beim Sprechen, Schlucken, Atmen von der Norm ab, spricht man von einer orofacialen Dysfunktion oder einer myofunktionellen Störung. Diese tritt u.a.im Zusammenhang mit Störungen der Nasenatmung, der Zahn-und/oder Kieferstellung, der Gesamtkörperhaltung und der Aussprache auf. Hier sind es vor allem Störungen der korrekten Artikulation der S-Laute. Eine offene Mundhaltung, eine abweichende Zungenruhelage, ein atypisches Schluckmuster, eine lange andauernde Lutschgewohnheit können weitere Symptome sein.
     
  • Schluckstörung / Dysphagie: Diese kann im Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen oder als Folge von Operationen im Kopf-Hals-Bereich auftreten. Aufgrund des gestörten Schluckaktes kann die Nahrungsaufnahme teilweise oder vollständig beeinträchtigt sein. Symptome: verlangsamte und angstbesetzte Nahrungsaufnahme, husten beim oder nach dem Essen durch das Eindringen der Nahrung in die Luftwege, erhöhte Temperatur, Lungenentzündung aufgrund einer Infektion durch das Einatmen der Nahrung in die Luftwege über einen längeren Zeitraum hinweg, Gewichtsverlust.
 

Atmung und Stimme


  • Atmung: Die Atmung, d.h. z.B. die Kraft oder das Zusammenspiel der einzelnen Atemmuskeln ist betroffen. Daher ist die Atmung flach, auch das Husten und damit der Transport von Schleim ist erschwert. Das Zusammenspiel von Atmung und Stimme kann ebenfalls beeinträchtigt sein, sodass der Atem nicht bis zum Ende des gesprochenen Satzes reicht, in Anstrengung kommt es zu Kurzatmigkeit. Die Dyspnoe tritt in Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen (z.B. Schlaganfall, Schädel- Hirn- Trauma, Wirbelsäulenquerschnitt) oder Lungenkrankheiten wie Asthma oder COPD, etc. auf.
     
  • Kindliche Stimmstörungen: Stimmstörungen bei Kindern entstehen meist durch einen übermäßigen oder falschen Stimmgebrauch, oder auch durch stimmliche Vorbilder oder Idole, die nachgeahmt werden. Folgende Symptome können auftreten: verhauchte, heisere Stimme, flache Atmung, knarrende Geräusche beim Sprechen, laute, schnelle Sprechweise ohne Pausen, leises, gepresstes, ausdrucksarmes Sprechen
 

Hören


  • Sprach- und Sprechstörungen bei Hörbeeinträchtigung: Je nach Schweregrad und Ausprägung einer Hörstörung können bestimmte Sprachlaute, in den vom Hörverlust betroffenen Frequenzen, nicht mehr oder nur ungenau wahrgenommen werden. Diese Laute werden dann nicht bzw. ungenau artikuliert. Es kommt zu Auslassungen von Lauten, zu einer verwaschenen oder fehlerhaften Aussprache von Konsonanten und/oder zu einer Vereinheitlichung des Klangbildes bei Vokalen. Die gesprochene Sprache (Spontansprache) der Betroffenen ist daher schlecht verständlich bis unverständlich. Zusätzlich zu Auffälligkeiten in der Aussprache können Stimme, Sprechatmung und die Sprachmelodie auffällig sein. Durch eine Hörstörung kann es auch zu einer Sprachentwicklungsstörung (SES) kommen. Diese betrifft die Kommunikation, das Sprachverständnis, den Wortschatz und die Laut-, Wort- und Satzbildung. Bei einer SES sind oft mehrere Bereiche gleichzeitig betroffen.